Die Sage: Der Schuhflicker
Bei Dorfgastein im Osten steht ein Berg, weit übers Tal erhöht,
drauf einstmals eine Alpe stand, die Beste wohl im ganzen Land.
Wo sie blühte einst so frisch und rein, deckt sie nun Strauch,
Geröll und Stein. Ein Hirte lebte dort zur Stell', ein übermütiger Gesell'.
An einem Sonntag hell und rein die Glocke klang von Dorfgastein.
Was kümmert ihn das Gotteshaus, er kocht Krampfen sich mit Schmaus, er aß und flickte sich hierzu bei Sang und Fluchen
seine Schuh'.
Und wieder hallt der Glocke Ton, der Hirte spricht zur Andacht Hohn.
Da tritt ein Greis zur Tür herein und sagt: "Stell doch Dein Freveln ein!"
Der Hirte achtet nicht aufs Wort und treibt sein Spiel noch bunter fort, nimmt einen Krapfen aus der Pfann' und nagelt ihn als Sohle an.
Da wird es plötzlich finstre Nacht, die Blitze glüh'n, der Donner kracht. Als der Gewitter Macht verschwand, der Hirt in Stein verwandelt stand. Man nennt den kahlen Berg zur Stund Schuh-flicker noch im Volkes Mund. |